Handwerksunternehmen stehen oft vor der Herausforderung, dass Rechnungen von Kunden erst nach langer Wartezeit beglichen werden. Besonders häufig kommt das vor, wenn der Kunde selbst ein Unternehmen ist und man längere Zahlungsziele vereinbart hat.
Diese lange Wartezeit kann zu erheblichen Liquiditätsengpässen führen und die finanzielle Stabilität des Betriebs gefährden. Eine Lösung für dieses Problem bietet das Factoring. Doch was genau verbirgt sich hinter diesem Begriff, und warum ist es gerade für Handwerksunternehmen so wichtig? Und was ist der Unterschied zwischen echtem und unechtem Factoring?
Was ist Factoring?
Factoring ist eine Finanzierungsmethode, bei der ein Unternehmen seine offenen Forderungen an ein Factoring-Unternehmen verkauft. Das bedeutet, dass das Unternehmen zeitnah den Rechnungsbetrag erhält und nicht mehr auf die Zahlung durch den Kunden warten muss. Für Handwerksunternehmen ist Factoring besonders wichtig, da es ihnen ermöglicht, ihre Liquidität zu verbessern und finanzielle Engpässe zu vermeiden.
Echtes Factoring
Echtes Factoring, auch „non-recourse Factoring“ genannt, bedeutet, dass das Factoring-Unternehmen das vollständige Risiko für den Zahlungsausfall des Kunden übernimmt. Sobald die Forderungen an das Factoring-Unternehmen verkauft wurden, trägt das Handwerksunternehmen kein Risiko mehr, falls der Kunde die Rechnung nicht bezahlt.
Ein großer Vorteil von echtem Factoring ist die sofortige Verbesserung der Liquidität. Handwerksunternehmen müssen nicht mehr wochen- oder monatelang auf die Bezahlung ihrer Rechnungen warten. Stattdessen erhalten sie innerhalb kürzester Zeit nach Rechnungsstellung das Geld vom Factoring-Unternehmen. Dies erleichtert die finanzielle Planung und sichert die tägliche Betriebsführung.
Ein weiterer entscheidender Bonuspunkt von echtem Factoring ist der Schutz vor Zahlungsausfällen. Besonders in der Bau- und Handwerksbranche kann es vorkommen, dass Kunden in finanzielle Schwierigkeiten geraten und Rechnungen nicht begleichen. Beim echten Factoring übernimmt das Factoring-Unternehmen dieses Risiko. Selbst wenn der Kunde zahlungsunfähig wird, bleibt das Handwerksunternehmen finanziell abgesichert.
Hier mal ein Beispiel aus der Praxis: Stell dir vor, du führst ein kleines Malerunternehmen. Du hast gerade einen großen Auftrag abgeschlossen und eine Rechnung über 10.000 Euro gestellt. Normalerweise würde es bis zu 90 Tage dauern, bis der Kunde zahlt. Mit echtem Factoring kannst du diese Rechnung sofort an ein Factoring-Unternehmen verkaufen und erhältst das Geld innerhalb weniger Tage. Du kannst dieses Geld sofort reinvestieren, neue Materialien kaufen oder Mitarbeiter bezahlen.
Unechtes Factoring
Beim unechten Factoring, auch „recourse Factoring“ genannt, bleibt das Ausfallrisiko beim Handwerksunternehmen. Zwar erhält das Unternehmen auch hier sofort das Geld für die Forderungen, doch wenn der Kunde nicht zahlt, muss das Handwerksunternehmen die Summe an das Factoring-Unternehmen zurückerstatten.
Echtes und unechtes Factoring, wo liegt der Hauptunterschied?
Der Hauptunterschied zwischen echtem und unechtem Factoring liegt im Umgang mit dem Zahlungsausfallrisiko. Echtes Factoring bietet eine vollständige Absicherung, da das Factoring-Unternehmen das Risiko übernimmt. Beim unechten Factoring hingegen bleibt das Risiko beim Handwerksunternehmen, was bedeutet, dass es bei Zahlungsausfällen des Kunden selbst dafür aufkommen muss.
Ein Schreinerbetrieb hatte regelmäßig mit Zahlungsausfällen zu kämpfen. Nach Einführung von echtem Factoring konnte das Unternehmen nicht nur seine Liquidität deutlich verbessern, sondern auch die Unsicherheit bezüglich der Bezahlung von Rechnungen eliminieren. Das Factoring-Unternehmen übernahm das Ausfallrisiko, und der Schreinerbetrieb konnte sich auf seine Kernkompetenzen konzentrieren, ohne sich um die Finanzstabilität sorgen zu müssen.
Debitorenmanagement im Factoring
Factoring-Unternehmen übernehmen oft auch das Debitorenmanagement, also die Verwaltung und das Mahnwesen der Forderungen. Das bedeutet weniger administrativen Aufwand für Handwerksunternehmen. Sie müssen sich nicht mehr um das Eintreiben offener Rechnungen kümmern, sondern können sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren.
Fazit
Für Handwerksunternehmen bietet echtes Factoring eine Reihe von Vorteilen, die weit über die reine Liquiditätssteigerung hinausgehen. Die Absicherung gegen Zahlungsausfälle, die Verbesserung der finanziellen Planbarkeit und die Reduzierung administrativer Aufgaben machen echtes Factoring zu einer besonders attraktiven Lösung. Unechtes Factoring hingegen birgt das Risiko, dass das Unternehmen bei Zahlungsausfällen der Kunden auf den Forderungen sitzen bleibt. Daher ist echtes Factoring die bessere Wahl für Handwerksunternehmen, die auf finanzielle Stabilität und Sicherheit Wert legen.
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